Ertaubte
Ertaubung bezeichnet den Verlust des Hörvermögens, der bei Menschen auftritt, die zuvor hören konnten. Im Gegensatz zur angeborenen Gehörlosigkeit bedeutet Ertaubung, dass die betroffene Person einmal hörte und diese Fähigkeit im Laufe ihres Lebens ganz oder teilweise verloren hat. Dieser Verlust kann plötzlich oder allmählich auftreten und stellt für viele Betroffene eine einschneidende Veränderung im Leben dar.
Ursachen der Ertaubung
Es gibt verschiedene Ursachen für Ertaubung, die in unterschiedlichen Lebensphasen auftreten können:
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Alter:
Altersbedingte Schwerhörigkeit, auch Presbyakusis genannt, kann sich im Laufe der Zeit zu einer vollständigen Ertaubung entwickeln. -
Infektionen:
Erkrankungen wie Meningitis, Masern oder Mittelohrentzündungen können das Innenohr schädigen und zu dauerhafter Taubheit führen. -
Verletzungen:
Schädelverletzungen oder Unfälle können den Hörnerv oder das Innenohr beschädigen. -
Medikamentöse Nebenwirkungen:
Einige Medikamente, insbesondere bestimmte Antibiotika oder Chemotherapie-Medikamente, können als Nebenwirkung zur Ertaubung führen. -
Lärmschäden:
Längere oder wiederholte Einwirkung von extrem lauten Geräuschen, etwa durch Maschinen oder Explosionen, kann das Hörvermögen dauerhaft schädigen. -
Erkrankungen des Innenohrs:
Morbus Menière oder andere Erkrankungen des Innenohrs können ebenfalls zu einem schrittweisen Verlust des Hörvermögens führen.
Psychologische Auswirkungen
Der Verlust des Hörvermögens kann für Betroffene traumatisch sein, besonders wenn der Prozess der Ertaubung plötzlich und unerwartet eintritt. Einige der häufigsten psychischen und emotionalen Auswirkungen sind:
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Isolation und Einsamkeit:
Ertaubte Menschen fühlen sich oft von ihrem sozialen Umfeld abgeschnitten, besonders wenn sie Schwierigkeiten haben, in Gesprächen zu folgen. -
Frustration und Stress:
Die Anpassung an den Hörverlust kann zu Frustration führen, besonders wenn frühere Kommunikationsformen, wie das Hören von Sprache oder Musik, nicht mehr möglich sind. -
Depression und Angst:
Studien zeigen, dass Ertaubung das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöht, insbesondere wenn der Hörverlust unbehandelt bleibt und zu sozialer Isolation führt.
Kommunikationsanpassungen
Menschen, die ertauben, müssen neue Wege der Kommunikation erlernen, um mit ihrem Umfeld zu interagieren. Zu den häufig genutzten Methoden gehören:
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Gebärdensprache:
Viele Ertaubte entscheiden sich dafür, Gebärdensprache zu lernen, um wieder effektiv mit anderen Gehörlosen oder Ertaubten kommunizieren zu können. -
Lippenlesen:
Manche Menschen, die spät ertauben, lernen, das Lippenlesen zu beherrschen, um gesprochene Sprache visuell zu verstehen. -
Schriftliche Kommunikation:
In vielen Fällen weichen Ertaubte auf schriftliche Kommunikation, etwa durch Notizen oder elektronische Geräte, aus. -
Technologische Hilfsmittel:
Apps und Technologien wie Untertitelung oder spezielle Kommunikationssysteme helfen, das Verständnis und den Informationsaustausch zu verbessern.
Technologische Unterstützung
Moderne Technologie bietet verschiedene Hilfsmittel, um das Leben für ertaubte Menschen zu erleichtern:
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Cochlea-Implantate:
Für manche Ertaubte kann ein Cochlea-Implantat eine Option sein. Es ermöglicht es, das Hören teilweise wiederherzustellen, indem es den Hörnerv direkt stimuliert. Besonders Menschen, die erst im späteren Leben ertaubt sind, können von einem solchen Implantat profitieren, da sie das Hören bereits erlernt haben. -
Hörgeräte:
Diese kommen bei Menschen mit Resthörvermögen zum Einsatz und können den Hörverlust abmildern. -
Visuelle und taktile Hilfsmittel:
Vibrationswecker, Lichtsignalanlagen oder Textnachrichtensysteme helfen, den Alltag zu erleichtern, indem sie visuelle oder taktile Signale anstelle von akustischen nutzen.
Inklusion und Unterstützung
Der Übergang zur Ertaubung kann für Betroffene sehr herausfordernd sein, da sie plötzlich von der hörenden Welt abgeschnitten sind. Unterstützung von Familie, Freunden und Fachleuten ist entscheidend, um die Anpassung an den neuen Lebensstil zu erleichtern. Selbsthilfegruppen, psychologische Beratung und Rehabilitation können ebenfalls eine wichtige Rolle dabei spielen, den emotionalen und sozialen Auswirkungen der Ertaubung entgegenzuwirken.
Fazit
Ertaubung ist ein einschneidendes Erlebnis, das eine große Umstellung im Leben der Betroffenen erfordert. Dank moderner Technik und angepasster Kommunikationsstrategien können Ertaubte jedoch weiterhin aktiv am sozialen und beruflichen Leben teilnehmen. Die richtige Unterstützung, sei es durch technologische Hilfsmittel, soziale Netzwerke oder das Erlernen neuer Kommunikationsformen, ist entscheidend, um die Lebensqualität zu erhalten und Isolation zu vermeiden.